Peter Viehrig - 3. Jun, 17:02

Um „Prost!“ zu sagen, ist es vermutlich und hoffentlich zu spät. Vielen Dank für den Gegenbesuch! Und nun los:

“erstens: du als mann sagst, männer sind scheu und oder unbeholfen? ist das nicht eine umkehrung der rollen? du als mann legst das "rette mich, ich bin ein scheues reh"-schema an? ich halte wenig davon, in die eine noch in die andere richtung zu pauschalisieren. männer sind so, frauen sind so, ich mag das einfach nicht.“

Erstens, ich als Mensch sage, daß man Männern gemeinhin vorwirft, sie seien eher scheu und unbeholfen, wenn ihre eigenen Gefühle betroffen seien. Und insoweit ist das keine „Umkehrung der Rollen“. Denn nur so läßt sich überhaupt die klassische Rollenverteilung rechtfertigen, daß der Mann sich gegenüber der Frau zuerst zu bekennen habe, erst unter der Annahme, daß ein Mann sich ein „Liebesbekenntnis“ nur schwerlich entwringt, und wenn dies geschieht, dieses dann authentisch sein müsse. Ich habe also gerade die sogenannte „klassische Rollenverteilung“ unterstellt, und ich habe versucht aufzuzeigen, wie dann ein Mann aus dieser für ihn sehr schwierigen Situation probieren könnte, zu entkommen, nämlich indem er sie (und hier Sie) einem Elch-Test unterwirft: „Ich fasele jetzt mal etwas über Freundschaft und darüber, daß mehr nicht drinnen sei. Fällt sie aus den Socken, kann ich sie auffangen und weiß, sie liebt mich. Bleibt sie hingegen beherrscht, behält sie die rationale Kontrolle über sich, dann liebt sie mich folglich nicht. Und ich erspare mir dann diese Quälerei eines Bekenntnisses.“ Oder: „Ich erspare mir dann die Peinlichkeit eines Korbs.“ Oder: „Ich erspare mir dann eine Frau, die Freundschaft mit gelegentlichem Sex für Liebe hält.“

Ich war schließlich nicht dabei! Ich kann nur spekulieren. Aber nach Ihrer Beschreibung erschien mir das als ein durchaus plausibles Szenario. Und er hätte schlußendlich damit auch recht gehabt, denn Sie blieben ja offensichtlich beherrscht, was Sie sich selbst nun im nachhinein inkonsequenterweise vorhalten. Und das, verzeihen Sie, erscheint mir tatsächlich typisch weiblich. Dieses Bad in der eigenen Melancholie gibt vielen Frauen offenbar das Gefühl, daß man nun reflektiert und etwas verarbeitet habe. Und ich war und ich bin so frei, wenn das, was sie ein wenig larmoyant beschreiben, tatsächlich stimmt, dann sollten Sie es ihm auch sagen. Mich erinnert Ihre „Geschichte“ an „Das schicksalhafte Glas Bier“ aus Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“:

„Schön – man steht schuldbeladen da, man hätte es damals besser wissen sollen, aber jetzt ist es zu spät. Damals sündigte man, jetzt ist man das Opfer des eigenen Fehltritts.“ Er merkt noch an: „Ideal ist diese Form der Unglücklichkeitskonstruktion freilich nicht, nur passabel.“

Und das gilt wohl auch in Ihrem „Fall“, wobei mir das bei Ihnen sehr gezielt und insoweit dann wieder sehr konsequent erscheint, eben die Melancholie scheint mir eine angestrebte zu sein, echte „Unglücklichkeit“ ist nicht beabsichtigt. Denn wären Sie mit dem Ausgang der Geschichte unglücklich, der Mann wüßte davon, Ihre Hand hätte den Weg auf die Herdplatte zielsicher gefunden und nicht gemieden.

“und es stimmt, das meiste unglück rührt vom kopfe her. aber eine beziehung, in der der kopf dem bauch nicht gleichberechtigt ist, ist auch eine beziehung, die mich nicht interessiert.“

Ich behaupte, Sie haben nie geliebt, denn sonst wüßten Sie, daß wer liebt, das Interesse gar nicht mehr steuern kann. Gegen alle Vorsätze hätten Sie ganz plötzlich Interesse an einer Beziehung, die sie doch gar nicht interessiert. Sie könnten nichts dagegen machen, gar nichts.

nunette - 3. Jun, 19:30

spannende aussagen. nur wie erklären sie sich, dass es mir, seit ich darauf gekommen bin, eben nicht nur die arme und das opfer in der geschichte gewesen zu sein, sondern bis zu einem gewissen grad meine eigene verantwortung für das scheitern der geschichte übernommen habe, dass es mir seither wirklich gut geht? ich bin erleichtert, gut drauf. ruhig. es ist jetzt einfach abgeschlossen, vorbeier als vorbei. darum erkenne ich mich in der watzlawickschen metapher nicht wieder. ich fühle mich nicht schuldbeladen. ich fühle mich aber auch nicht mehr hilflos.
es ist bitter, aber es ist gut. natürlich ist der weg zu der erkenntnis ein melancholischer, das ergebnis aber befreiend und schön!

daher halte ich aus dieser warte eine diskussion, ob ich ihn geliebt habe oder nicht, für hinfällig. es war zu kurz, um das jemals in erfahrung zu bringen. ich war verliebt, das ja. nicht mehr und nicht weniger.

meine definition von einer guten beziehung haben sie missverstanden. natürlich ist liebe etwas, bei dem der kopf nicht wirklich mitzureden hat. aber eine funktionierende beziehung ist in meinen augen eine, in der diesen gefühlen, aber auch dem kopf raum gegeben wird.

übrigens: ich bin der überzeugung, wer selbst bewusst nach geschlechtern pauschalisiert, steht sich selbst im weg.

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