Sonntag, 3. Dezember 2006

Ausmisten bringt Erinnerung

Aus meinem Tagebuch von Anfang 99, ich süße 17. Ein guter Freund starb bei einem Autounfall, mein Vater hatte einen Schlaganfall und ich wenige Wochen danach Matura. Scheisszeit also. Neben dem Versuch, jede einzelne Erinnerung, jeden Moment mit dem verstorbenen Freund niederzuschreiben und dadurch länger zu behalten, und der Unfähigkeit, über meinen Vater zu schreiben (die ganze Schlaganfallsgeschichte wird echt nur stichwortartig von mir abgehandelt), waren es einige spannende Sachen, die ich da gelesen habe:

"Irgendwann Ende März (99), Sonntags. Ferien. Und noch ein Versuch, ein Tagebuch aufzubauen. Das hab ich derzeit echt nötig. Ich glaube, in gewisser Weise war ich mein ganzes Leben nicht so unsicher. Kann mir ein Mensch mal sagen, was ich nach dem Sommer tun soll?
S. hat mir vorgestern aus den Tarotkarten vorgelesen. Das Studium ist sehr hart und würde mich an meine Grenzen bis zu Frustration führen. Den anderen Weg, der auf alle Fälle der Bessere ist (das Karma!), muss ich erst finden. Fuck.
Ansonsten besteht die nähere Zukunft aus Passivität und „Selbstfindung“, die weitere Zukunft ist perfekt und genau wie erträumt.
"


Ich glaub, damals gings mir ums Dolmetschstudium. Aber mit der Frustration hatte sie recht :) und weise war ich damals bittesehr!! Und Zukunft erträumen tu ich inzwischen nicht mehr so detailverliebt wie damals. Wieder was glernt.

"Ich ärgere mich so, dass ich statt „Weiße Rose“ „Südtirol“ als Spezialgebiet habe. Über WR könnt ich schon urviel schreiben, über ST nix."

Ich hab stattdessen eine Diplomarbeit draus gemacht. Ohne mich auch nur im entferntesten daran erinnert zu haben, dass ich schon meine Matura darüber haben wollte.

"Ich hab mir schon wieder eine neue CD gekauft, „Lieblingslied“ von den Fetten Broten um zehn Schilling. Die 100ste CD, ein Jubeltag! Ich LIEBE Musik!!!!"

Auch dies ist also seit Jahren gleich. Und wird wohl auch noch jahrelang so bleiben.

"Vorgestern war Nataschas 19er Geburtstag, which meant Party @ Julians. Witziger als erwartet. Ziemlich feucht. Und ziemlich Bernhard. Bernhard, das ist 2,02m! Seeeehr witzig, seeeehr nett, etwas schwerhörig (ich sag: nette Tochter spielen , er versteht: Doktor spielen. Na ja, komische Schwerhörigkeit) und sehr viel Freundin. Was solls."

Der Lacher des heutigen Abends. Ich dachte nämlich, diesen Bernhard erst seit zwei Jahren zu kennen. Da hab ich ihn auf einem Festl kennengelernt und war wiederum allerschwerstens begeistert. Da hat mich mein Personengedächtnis wohl ziemlich im Stich gelassen. Vor zwei Jahren war er übrigens auch noch sehr witzig und sehr fesch, und sogar ohne Freundin, und tat mir sogar den Gefallen, unabsichtlich (!) mit seinen über zwei Metern in ein Verkehrsschild reinzurennen (mein nicht zurückhaltbares Lachen damals hat er mir lange nicht verziehen), aber leider auch sehrsehr arrogant und ergo nicht mehr sehr nett.

Tagebücher sind unglaublich aufschlussreich. Anscheinend hab bin ich in einigen Punkten doch sehr konstant geblieben in den vergangenen sieben Jahren. Und ich habe unfassbar viele Bücher angesammelt. Fällt euch Bücherausmisten auch so schwer?
elsilke - 3. Dez, 21:37

wow und kettcar: ein lebenslauf gebastelt, mit den händen eines tanzbären...
ich hätt auch viel mehr tagebuch schreiben sollen, aber bei meinen anfängen steht nur drin, was ich nicht fernschauen durfte =(
und für die wirklich wichtigen dinge, war ich eh zu feig, aus angst, dass es doch mal wer liest, falls ich irgendwie schrecklich umkommen würde...
ja die zukunft mit allen evantualitäten auch genau vorausgeplant ;D

nunette - 3. Dez, 22:06

ich könnt mich immer noch über die bernhardgeschichte zerkringeln. :)

es stehen auch noch ganzganz andere dinge in meinen inzwischen unglaublich vielen tagebüchern drinnen, die ich nie und nimmer auf einen blog setzen würde. aber ich merke mehr und mehr, wie gern ich eigentlich nostalgisch bin...
Bounty78 - 4. Dez, 12:39

Ich glaub ja Tagebuch schreiben ist eher eine weibliche "Krankheit"...wobei ja ein Blog führen nix anderes ist als ein öffentliches Tagebuch.

Und Bücher ausmisten ist garnicht schwer: Einfach die auszumistenden Bücher mit Freunden gegen ungelesene eintauschen!
nunette - 4. Dez, 18:08

kann sein, hat in einigen momentan aber definitiv für meine geistige gesundheit gesorgt.

und dein büchergschichl hinkt, wenn man einfach nur soviel zeug wie möglich loswerden muss und nix neues haben kann.
mr_pixie - 3. Dez, 22:43

bücherausmisten ist das härteste überhaupt!

kontaktlinse - 4. Dez, 18:45

mama hats versaut. die hat die tagebücher wie schundhefte gelesen, und wenn man darin zu ihr fies war, hat sie auch noch eine entschuldigung verlangt. ich musste mich entschuldigen, weil sie es gelesen hat. deshalb blieben die meisten gedanken ungeschrieben, und wenn wurden sie in reimen zu papier gebracht, welche ich der nachwelt hinterlassen werde...aus meinen gedichten wird eh keiner schlau.
aber nette geschichte...ich wünschte ich würde wissen was ich damals dachte.

glacionaut - 4. Dez, 19:31

also meine bücher

sind alle (bis auf fünf, sechs reiseführer die ich nochmal brauchen werd) im LOKal gelandet (http://www.daslokal.net/) ein nettes kleines Lokal wo man die Bücher hinbringt und die die dann für den guten zweck verkaufen. Nette Leute dort.

nunette - 5. Dez, 02:06

ah stimmt, hast mir eh erzählt.
ich hab mal eine kiste an büchern, die ich loswerden will, bei mir im haus zu den postkastln gestellt, zur freien entnahme. und was dann überbleibt, werd ich wohl dorthin tragen.
aber die art der entsorgung ist nicht das problem, mehr das sich trennen können.
graefin - 9. Dez, 17:16

Es wird dir nicht weiterhelfen, aber ich KANN keine Bücher ausmisten. Geht nicht.

auch was erlebt?

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