Ausmisten bringt Erinnerung
Aus meinem Tagebuch von Anfang 99, ich süße 17. Ein guter Freund starb bei einem Autounfall, mein Vater hatte einen Schlaganfall und ich wenige Wochen danach Matura. Scheisszeit also. Neben dem Versuch, jede einzelne Erinnerung, jeden Moment mit dem verstorbenen Freund niederzuschreiben und dadurch länger zu behalten, und der Unfähigkeit, über meinen Vater zu schreiben (die ganze Schlaganfallsgeschichte wird echt nur stichwortartig von mir abgehandelt), waren es einige spannende Sachen, die ich da gelesen habe:
"Irgendwann Ende März (99), Sonntags. Ferien. Und noch ein Versuch, ein Tagebuch aufzubauen. Das hab ich derzeit echt nötig. Ich glaube, in gewisser Weise war ich mein ganzes Leben nicht so unsicher. Kann mir ein Mensch mal sagen, was ich nach dem Sommer tun soll?
S. hat mir vorgestern aus den Tarotkarten vorgelesen. Das Studium ist sehr hart und würde mich an meine Grenzen bis zu Frustration führen. Den anderen Weg, der auf alle Fälle der Bessere ist (das Karma!), muss ich erst finden. Fuck.
Ansonsten besteht die nähere Zukunft aus Passivität und „Selbstfindung“, die weitere Zukunft ist perfekt und genau wie erträumt.
"
Ich glaub, damals gings mir ums Dolmetschstudium. Aber mit der Frustration hatte sie recht :) und weise war ich damals bittesehr!! Und Zukunft erträumen tu ich inzwischen nicht mehr so detailverliebt wie damals. Wieder was glernt.
"Ich ärgere mich so, dass ich statt „Weiße Rose“ „Südtirol“ als Spezialgebiet habe. Über WR könnt ich schon urviel schreiben, über ST nix."
Ich hab stattdessen eine Diplomarbeit draus gemacht. Ohne mich auch nur im entferntesten daran erinnert zu haben, dass ich schon meine Matura darüber haben wollte.
"Ich hab mir schon wieder eine neue CD gekauft, „Lieblingslied“ von den Fetten Broten um zehn Schilling. Die 100ste CD, ein Jubeltag! Ich LIEBE Musik!!!!"
Auch dies ist also seit Jahren gleich. Und wird wohl auch noch jahrelang so bleiben.
"Vorgestern war Nataschas 19er Geburtstag, which meant Party @ Julians. Witziger als erwartet. Ziemlich feucht. Und ziemlich Bernhard. Bernhard, das ist 2,02m! Seeeehr witzig, seeeehr nett, etwas schwerhörig (ich sag: nette Tochter spielen , er versteht: Doktor spielen. Na ja, komische Schwerhörigkeit) und sehr viel Freundin. Was solls."
Der Lacher des heutigen Abends. Ich dachte nämlich, diesen Bernhard erst seit zwei Jahren zu kennen. Da hab ich ihn auf einem Festl kennengelernt und war wiederum allerschwerstens begeistert. Da hat mich mein Personengedächtnis wohl ziemlich im Stich gelassen. Vor zwei Jahren war er übrigens auch noch sehr witzig und sehr fesch, und sogar ohne Freundin, und tat mir sogar den Gefallen, unabsichtlich (!) mit seinen über zwei Metern in ein Verkehrsschild reinzurennen (mein nicht zurückhaltbares Lachen damals hat er mir lange nicht verziehen), aber leider auch sehrsehr arrogant und ergo nicht mehr sehr nett.
Tagebücher sind unglaublich aufschlussreich. Anscheinend hab bin ich in einigen Punkten doch sehr konstant geblieben in den vergangenen sieben Jahren. Und ich habe unfassbar viele Bücher angesammelt. Fällt euch Bücherausmisten auch so schwer?
"Irgendwann Ende März (99), Sonntags. Ferien. Und noch ein Versuch, ein Tagebuch aufzubauen. Das hab ich derzeit echt nötig. Ich glaube, in gewisser Weise war ich mein ganzes Leben nicht so unsicher. Kann mir ein Mensch mal sagen, was ich nach dem Sommer tun soll?
S. hat mir vorgestern aus den Tarotkarten vorgelesen. Das Studium ist sehr hart und würde mich an meine Grenzen bis zu Frustration führen. Den anderen Weg, der auf alle Fälle der Bessere ist (das Karma!), muss ich erst finden. Fuck.
Ansonsten besteht die nähere Zukunft aus Passivität und „Selbstfindung“, die weitere Zukunft ist perfekt und genau wie erträumt.
"
Ich glaub, damals gings mir ums Dolmetschstudium. Aber mit der Frustration hatte sie recht :) und weise war ich damals bittesehr!! Und Zukunft erträumen tu ich inzwischen nicht mehr so detailverliebt wie damals. Wieder was glernt.
"Ich ärgere mich so, dass ich statt „Weiße Rose“ „Südtirol“ als Spezialgebiet habe. Über WR könnt ich schon urviel schreiben, über ST nix."
Ich hab stattdessen eine Diplomarbeit draus gemacht. Ohne mich auch nur im entferntesten daran erinnert zu haben, dass ich schon meine Matura darüber haben wollte.
"Ich hab mir schon wieder eine neue CD gekauft, „Lieblingslied“ von den Fetten Broten um zehn Schilling. Die 100ste CD, ein Jubeltag! Ich LIEBE Musik!!!!"
Auch dies ist also seit Jahren gleich. Und wird wohl auch noch jahrelang so bleiben.
"Vorgestern war Nataschas 19er Geburtstag, which meant Party @ Julians. Witziger als erwartet. Ziemlich feucht. Und ziemlich Bernhard. Bernhard, das ist 2,02m! Seeeehr witzig, seeeehr nett, etwas schwerhörig (ich sag: nette Tochter spielen , er versteht: Doktor spielen. Na ja, komische Schwerhörigkeit) und sehr viel Freundin. Was solls."
Der Lacher des heutigen Abends. Ich dachte nämlich, diesen Bernhard erst seit zwei Jahren zu kennen. Da hab ich ihn auf einem Festl kennengelernt und war wiederum allerschwerstens begeistert. Da hat mich mein Personengedächtnis wohl ziemlich im Stich gelassen. Vor zwei Jahren war er übrigens auch noch sehr witzig und sehr fesch, und sogar ohne Freundin, und tat mir sogar den Gefallen, unabsichtlich (!) mit seinen über zwei Metern in ein Verkehrsschild reinzurennen (mein nicht zurückhaltbares Lachen damals hat er mir lange nicht verziehen), aber leider auch sehrsehr arrogant und ergo nicht mehr sehr nett.
Tagebücher sind unglaublich aufschlussreich. Anscheinend hab bin ich in einigen Punkten doch sehr konstant geblieben in den vergangenen sieben Jahren. Und ich habe unfassbar viele Bücher angesammelt. Fällt euch Bücherausmisten auch so schwer?
nunette - 3. Dez, 20:06